Soap&Skin
Mi., 18. Mär. 2009 20:30 @ ARGEkultur , Salzburg
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Keine der musikalischen Entdeckungen der letzten Jahre konnte so sehr
erschüttern wie Soap&Skin aka Anja Plaschg. Geradezu schockierend ist die
Vehemenz, mit der sich die erst 18 Jahre junge Künstlerin in ihre Kompositionen
wirft und sich bis aufs Letzte von ihnen verzehren lässt.
Wer Soap&Skin jemals live gesehen hat und erlebt, ja, erlitten hat, wie
diese zierliche, wild entschlossene Person sich mit fiebrigem Blick ihrer Musik
und dem Publikum ausliefert, mit halb erstickter Stimme flüsternd, um dann mit
zurückgeworfenem Kopf zu heulen wie ein verletzter Wolf, umgeben von einer
vibrierenden Totenstille aus Ehrfurcht, hat das Gefühl, einen historischen
Moment miterlebt zu haben. Es gibt kein Zurück mehr für jemanden wie Anja
Plaschg, und fast möchte man sie da rausnehmen, weil das, was sie macht, in
seinen Dimensionen so unermesslich ist wie ein Eisberg, dessen tatsächliche
Ausmaße man nicht einmal erahnen kann. Aber gleichzeitig ist so deutlich, dass
sie, auch wenn man das Gequatsche von geborenen Künstlerinnen und Genies nicht
ertragen kann, nicht drum rum kommt, sich immer weiter zu exponieren - sie
muss.
Das erste Album von Soap&Skin verfolgt konsequent die von den bereits
veröffentlichten Stücken vorgegebene Linie von Dramatik, Zerrissenheit und
Melancholie. Die Wucht dieses Debüts liegt in seiner Paradoxalität: es ist ein
Werk von unheimlicher Reife, das ohne seine jugendliche Ungezügeltheit und
Getriebenheit nicht existieren könnte. Plaschg wirkt hier nicht wie ein Teenager
der 00er Jahre, sondern wie eine durch die schroffen Spukwelten der
viktorianischen Brontë-Sisters geisternde, rebellisch-schwermütige Heldin, die
viel zu viel an Weltwissen auf ihrem schmalen Rücken buckelt. Auch wenn
Parallelen zu Songwriterinnen wie Cat Power oder Scout Niblett, die in ähnlich
gemarterter Weise zu Piano singen und von ihren Fans mit vergleichbarer
Ehrfurcht empfangen werden, musikalisch näher liegen, lässt das sturmumtoste,
grandiose Aufbrausen von Soap&Skins Kompositionen eher an die ebenso
gespenstische Welt einer Kate Bush denken. Auch die debütierte bereits mit 16.
Kate Bushs erster Erfolg war die musikalische Ode an die abgründige Gothic Love
Story "Wuthering Heights", verfasst von der Emily Brontë, als deren
Romanprotagonistin man sich Anja Plaschg, die wiederum mit ihrer Vorliebe für
Techno und Maschinen so gar nichts Gestriges hat, so gut vorstellen kann.
Soap&Skin ist schon jetzt in so vielen Dimensionen über Anja Plaschg
hinausgewachsen.
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